Ich bin eigentlich viel zu klein, dafür, dass ich ein Mann bin. Ich messe gerade 168 cm, was wirklich nicht gross ist. Das war auch ein Grund, warum ich kein Kämpfer geworden bin. Aber egal… . Im Gegensatz zu den meisten anderen im Distrikt bin ich nicht vollkommen abgemagert, ich glaube, ich habe gerade das, was man oberflächlicherweise als ‚Idealgewicht‘ bezeichnet, also etwas um die 60 Kilo. Ich habe halt niemanden sonst, um den ich mich kümmern muss. Keine Geschwister, keine Eltern, keine sonstigen Verwandten. Alles Essen, was ich heimbringe, ist für mich alleine. Ich habe, eigentlich ziemlich untypisch für dieses Distrikt, und auch ganz im Kontrast zu denen meines Dads, kristallblaue Augen. Ich liebe sie, auch wenn sie nicht wirklich heruasstechen, manchmal wirken sie im Licht auch grau. Ich weiss nicht, wie vielen Leuten es eigentlich aufgefallen ist. Sie sind unscheinbar. Genau wie ich.Ich habe dunkelbraune Haare, die jedoch nicht wie die vieler anderer manchmal schwarz scheinen. Meine sind eher heller, manchmal fast noch blond, also so ein komisches Aschblond mit vielen braunen Parts. Auch wenn man es nie sieht, ich habe ein paar Narben auf dem Rücken, Schnittwunden, die nie wirklich wieder verheilt sind. Ich meine, klar, sie bluten nicht mehr, sie sind einfach… hässliche, kleine Narben. Ich weiss auch nicht, die Schnitte sind nicht besonders tief gewesen… aber sie tun weh, immernoch, zwar mehr mental als physisch, aber eben… Kleidung ist bei mir so ein Ding mit Pfiff. Ich habe meistens nicht genug Geld, um mir viele Klamotten zu kaufen, meine, die ich trage, sind meistens ziemlich abgewetzt und alt. Im Moment trage ich ausschliesslich eine braune Leinenhose, die mit ihrem ganzen Dreck dran alles andere als wunderschön ist, und weite Karo-Hemden. Ich mag die einfach, ich weiss auch nicht, warum. Manchmal lege ich mir auch ein oder zwei T-Shirts zu, aber da gerade Winter ist kommen die nicht aus dem Schrank.
this is madness
{ C H A R A K T E R }
Weisst du, wie es ist, ein GUTMENSCH zu sein? Immer HILFSBEREIT, immer SMART? Nicht? Na dann hör mal gut zu, ich erzähl dir jetzt was. Eigentlich ist es der undankbarste Job der Welt. Immer zu allen freundlich sein, und die meisten sogar wirklich mögen? In allen das gute zu sehen, immer, egal, was passiert ist. Aber so bin ich. Ich bin einfach everybody’s darling. Geliebt, geschätzt. Und ich gebe zu, ich bin froh, so zu sein. Auch wenn es manchmal wirklich anstrengend sein kann, wenn jemand mitten in der Nacht deine Hilfe braucht. Manchmal geht es echt an meine Grenzen, aber ich KANN EINFACH NICHT NEIN SAGEN. Aber auch wenn das so scheint, ich bin kein Frauenheld. Ich hatte keine Freundin mehr, seit ich sieben war. Ich meine, wenn man das überhaupt als Freundin zählen kann. Ich weiss nicht, wie die Mädchen zu mir stehen. Ich sehe in ihnen immer nur Freunde… immer nur Freunde… Ich bin NICHT INTELLIGENT, in allem, was mit Sprachen, oder Mathe, oder so was zu tun hat. Ich war nie in der Schule. Oder zumindest nicht lange. Ich habe das nicht gebraucht, ich bin viel lieber KREATIV, und das lernt man in der Schule ja nicht wirklich. Im Gegensatz zu vielen anderen hasse ich das Kapitol nicht, nein, eigentlich bin ich sogar etwas wie ein KAPITOL-FAN. Also, nicht wie sie uns behandeln, natürlich. Aber diese Farben überall, und auch diese leckeren Gerichte. Das ist einfach ein Traum für mich. Besonders das mit dem Essen hat es mir angetan. Ich bin ein echter FEINSCHMECKER, und ich habe einen aussergewöhnlichen Geschmackssinn. Im Allgemeinen bin ich KEIN VERSCHWENDERISCHER TYP, ich meine, ich habe nicht genug Geld, um mir viel teures Zeug zu kaufen… aber wenn man mir echt gute Kräuter vorbeibringt zahle ich fair… ich kann diesen Dingen einfach nicht wiederstehen. So habe ich auch in meinem Haus im Saum eine Ecke, wo ich Kräuter züchte. Ich meine, klar, die Bedingungen hier sind echt beschissen, aber es funktioniert. Besonders Thymian, das Kraut, nach dem ich benannt bin, kommt gut. Ich bin ziemlich VERTRÄUMT, aber das macht ja nichts, oder? Ich habe ja sonst nie viel Spass gehabt im Leben. Ich bin viel zu GUTMÜTIG, wirklich. Ich kann keinen Menschen hassen, keinen Einzigen. Ich bin also ziemlich NAIV… eine meiner grössten Schwächen. Davon hab‘ ich diverse, aber meine Naivität ist eine der grössten. Eine andere grosse ist meine ENORME VERAUSGABUNG meines eigenen Körpers. Ich meine, manchmal gebe ich mein letztes Hemd weg… da komme ich schon mal zu kurz. Trotzdem geht es mir noch besser als den meisten anderen in diesem Distrikt. Manchmal habe ich eine spitze Zunge, aber diese immer zusammen mit einem Lächeln. Ich liebe die IRONIE, aber ich mache immer, dass man merkt, dass es nicht wirklich ernst ist. Ich bin ein wenig ein SPRÜCHEKLOPFER, ein Name, mit dem mich mein Dad immer wieder rief. Ich bin bei weitem KEIN PERFEKTER MENSCH, aber ich gebe mir Mühe, einer zu sein.
KOCHEN HELFEN LÄCHELN
NAIV NICHT INTELLIGENT VERTRÄUMT
KRÄUTER LÄCHELN GLÜCKLICHE MENSCHEN
EGOISTEN VERBITTERTE MENSCHEN VERSCHWENDUNG
we're still standing
WURFMESSER
KOCH
KEIN GEFÄHRTE
{ V E R G A N G E N H E I T & F A M I L I E }
Nach meinen Eltern fragst du? Natürlich, hör nur zu. Ich fange mal mit dem einfacheren Elternteil an. Mein Dad. Sein Name was Naiop, auch wenn ich nicht glaube, dass das ein typischer Name für Distrikt 12 ist. Er war ansonsten aber typisch, wirklich. Er hatte dieses dunkle Haar, diese dunklen Augen, die muskelbepackten Oberarme. Es ist wirklich faszinierend, wie wenig ich doch von ihm habe. Seit ich denken konnte arbeitete er in den Kohleminen, wo er dann auch sein Ende fand. Er starb, als ich dreizehn war, irgend so ein Unglück, es wurde nie genau geklärt. Am Anfang war es echt hart für mich, aber ich bin darüber weg. Und dann ist da meine Mom. Ich weiss nicht allzu viel von ihr, ich habe sie ja nie kennengelernt. Manchmal hat Dad mir das vorgeworfen. Dass ich anstelle von ihr lebe. Denn sie starb ja bei meiner Geburt, und da in diesem Distrikt nicht die umwerfendste medizinische Versorgung da ist war es ein Wunder das einer von uns überlebte. Ich habe sie nur auf Fotos gesehen, sie war eine strohblonde Schönheit mit den gleichen kristallblauen wie ich. Mein Dad hat mir erzählt, dass sie ein Flüchtling aus Distrikt vier war. Genau wie er hatte ich nie verstanden, was sie dann in Distrikt 12 gesucht hatte. Und wie sie soweit gekommen war. Ich kenne ihren Namen nicht, Dad hat ungern über sie gesprochen.
So sind meine Eltern also beide schon seit geraumer Zeit tot.
Auch meine Vergangenheit verrate ich dir gerne. Wo soll ich anfangen? Natürlich, bei meiner Geburt. Es war ein ziemlich kalter und sogar sehr verregneter Februartag, irgendwo zwischen Nachmittag und Abend, als ich auf die Welt kam. Anfangs war es für meine Eltern wahrscheinlich reinste Freude, ich meine, sie hatten ihren Sohn, einen auf den ersten Blick gesunden Jungen. Nicht, dass ich irgendwie behindert wäre, aber diese Welt war einfach zu perfekt, einfach zu heil. Nach fünf Minuten kippte meine Mom plötzlich um. Einfach so, ohne Vorwarnung (hierbei muss ich anmerken, dass ich das nicht selbst erlebt habe, sondern das aus dem wenigen Erzählungen genommen ist.). Ich weiss nicht genau warum, aber nur wenige Augenblicke später bin ich auch irgendwie weggetreten. Was für ein beschissener Tag das gewesen sein musste. Für meine Mom kam jede Hilfe zu spät. Sie starb, gerade als mein Dad sie durch die Tür des Heilers trug. Blöde Geschichte, nicht wahr? Aber mich hat man gerettet, mein Herz wieder zum Schlagen gebracht. Mein Dad war nachher nicht mehr der Selbe, zumindest sagten das seine Freunde aus den Minen. Die ersten Jahre waren eigentlich ziemlich einfach. Ich war meistens irgendwo bei irgendwelchen Leuten, die nichts anderen zu tun hatten als auf kleine Jungs aufpassen. Dad hat inzwischen das Geld, oder besser, das Essen heimgebracht. Nicht viel, aber es war in Ordnung. Ich wurde grösser, mein Dad wurde versoffener, was zur Folge hatte, dass wir noch weniger Geld hatten, als sowieso schon. Irgendwann begann ich, unser Essen selbst anzupflanzen. Aber da war schwer. Verdammt schwer. Die Erde in Distrikt zwölf bringt alles um. Wirklich. Aber ein bisschen was ist immer rausgesprungen. Damals war ich sechs. Mit sieben verliebte ich mich das erste mal. Es war ein wirklich süsses Mädchen, ich sah sie hier und dort in den Strassen, wechselte selten auch mal ein Wort. Sie war vielleicht ein Jahr älter als ich es war, aber ich glaube, sie mochte mich auch. Ich weiss nicht, wie es dann passiert ist.. ich habe sie irgendwann geküsst. Und sie mich auch. Blöderweise war der grösste Proll den ihr euch vorstellen könnte genauso in sie verschossen wie ich. Und als ich nach diesem Kuss nach hause wollte fing er mich mit seiner Gang ab. Man nennt das wohl öffentliche Demütigung, wenn man einem Jungen vor allen Leuten das Hemd zerreisst und ihm den Rücken aufschlitzt. Immer wieder, kleine Schnitte, nicht tief, aber tief genug, dass sie bluten. Es war schrecklich. Nach ungezählten Schnitten verlor ich das Bewusstsein. Als ich das nächste Mal aufwachte war es wieder morgen, ich war wieder zu Hause. Mein Rücken fühlte sich an wie loderndes Feuer, ich hatte Mühe, überhaupt bei Bewusstsein zu bleiben. Das war der letze Tag, an dem ich ein Mädchen küsste. Von dort bis heute. Die nächsten Jahre waren nicht wichtig, es passierte nicht viel. Es war das normale Leben, der normale Hunger, die heilenden Wunden an meinem Rücken. Das nächste, wichtige, was ich noch weiss, war dann, als ich zwölf war. Verdammte zwölf Jahre war ich erst alt, als mein Dad nicht mehr nach Hause kam. Ich meine, es ist nicht ungewöhnlich für ihn, er blieb öfters abends weg, lag dann irgendwo im Strassengraben. Ich hörte dir Leute schon über ihn reden, seit so vielen Jahren. Oft ist dann um drei in der Nacht ein Miner heimgekommen, mit meinem Dad über den Schultern gehalten. Dann hat er gesagt; „Calvary ist wieder daheim. Psas auf ihn auf, Thy.“ Als ob ich das hinbekommen würde. Hätte. Wie auch immer. Er hat es jeden einzelnen Abend gesagt. Jeden Einzelnen. Aber irgenwann war es anders. Da kam kein Miner nachhause, ich hörte nichtmehr den selben Spruch. Am nächsten Tag kam die Nachricht. Dad würde nie wieder kommen. Ich war ein Waise, plötzlich. Unerwartet. Und egal wie viel mein Dad verbockt hatte, er war doch immer noch mein Vater gewesen. Ich fiel für ein paar Wochen in eine Art Wachkoma, ich ass, ich lebte, aber irgendwie doch nicht. Es war, wie wenn ich zerbrochen wäre. Und in dieser Zeit habe ich richtig angefangen zu Kochen. Ich bin immer öfter in den Hob gegangen, habe getauscht, alles, was ich nicht mehr brauchte, und habe gekocht. Das war meine Therapie. Es war vielleicht verrückt, aber auch wenn es Anfangs wirklich wenig war, was ich hatte, ich begann schon dort zu teilen. Ich besuchte die anderen Familien der Minenopfer, immer öfter, und brachte ihnen Essen. Ich glaube, in dieser Zeit wurde ich der, der ich jetzt bin. Und es fühlt sich wirklich gut an. Heute bin ich jetzt über den Tod meines Dads hinweg, ich lebe immernoch in dem selben Haus, ich schlafe in Dads Bett… und es fühlt sich gut an. Ich verbringe heute fast den ganzen Tag im Hob, unter Leuten. Ich brauchte einfach Gesellschaft, so bin ich geworden. Vielleicht sehen wir uns ja im Hob. Du weisst ja, wo du mich findest.
this is us
{ A B W E S E N H E I T & I N A K T I V I T Ä T }
Bei abgemeldeter Abwesenheit würde ich Thy gerne einfach so stehen lassen, und wenn ich mich denn entscheiden sollte, diesem Forum für immer den Rücken zu kehren, dann gebe ich ihn frei, falls ihn dann mal jemand übernehmen möchte. Ich weiss nicht, ob das der Fall ist, aber ich übergebe dann die Rechte einfach an dieses Forum, und du, Matty, und dein Team könnt dann entscheiden was aus ihm wird.